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Freiburg feiert Fahrräder

Eva Goldbach, Alexander Karam, Maren Petrich & Miriam Smid

Freiburg, die sonnigste Stadt Deutschlands – eine grüne Stadt zwischen Bergen und Seen. In Sachen Nachhaltigkeit und Klimaschutz scheint Freiburg die Vorzeigestadt Deutschlands zu sein. Was genau sie von anderen Städten abhebt, zeigt bereits ein Blick auf die historische Entwicklung. Während des Zweiten Weltkriegs wird Freiburg bei Bombenangriffen zu 80% zerstört. Ganz im Gegensatz zu anderen Städten wird es jedoch nach traditionellem Vorbild wiederaufgebaut. Der Charme der Altstadt bleibt so erhalten und viele Fußwege, alte Gebäude und das Bächle (ein Kanalsystem durch die Freiburger Innenstadt) machen die Fortbewegung zu Fuß oder mit dem Fahrrad attraktiv.

In Freiburg wird an die Menschen, die hier leben, gedacht. Und Freiburgs Bürger:innen zeigen wiederum Bereitschaft und Engagement, ihre Stadt und Umgebung attraktiv und nachhaltig zu gestalten. Als zum Beispiel in den 1990er Jahren ein Kernkraftwert in Wyhl errichtet werden soll, mobilisieren sich Winzer:innen, aktive Einwohner:innen und Studierende. Sie verhindern so die Umsetzung des Projekts. Diese Initiative erzeugt ein Gemeinschaftsgefühl, von dem die Stadt noch heute lebt. Bei der Stadtentwicklung und Versorgung der Stadt berücksichtigt Freiburg seit langer Zeit nachhaltige Konzepte wie den Ausbau von erneuerbaren Energien. Der Widerstand in Wyhl gilt als Vorbild – und Startschuss – für weitere Bürger:innen-Initiativen und Umweltbewegungen. Dass das ursprünglich geplante Gelände des Kernkraftwerks nun ein Naturschutzgebiet ist, ist ein starkes Symbol.

Team Nachhaltige Stadtplanung. Von links: Maren, Alex, Miriam, Eva und Mathilde. (Foto: Lucie Rey)

Mit dem Fahrrad durch Freiburg – aber nicht nur

Auch im Bereich Mobilität ist Freiburg Vorreiter. Fahrrädern wird in der Stadtplanung eine besondere Stellung eingeräumt. So befindet sich an jeder Tramstation ein Fahrradabstellbereich. Das Konzept der Multimodalität wird hier großgeschrieben: Verschiedene Verkehrsmittel sind aufeinander abgestimmt, um CO2-arme, reibungslose Fortbewegung zu ermöglichen. So kann man mit dem Fahrrad zum Bahnhof fahren, es im Fahrradparkhaus sicher für einen Euro am Tag abstellen und mit dem Zug weiterreisen.

Sowohl in Innenstadtnähe als auch außerhalb werden Brücken und Straßen zu Fahrradstraßen ausgebaut, in denen der Autoverkehr entweder verboten ist oder sich dem Fahrradverkehr unterordnen muss. Das kommt gut an. Über zwei Millionen Fahrradfahrten pro Jahr werden so unweit des Hauptbahnhofs an der Fahrradstraße gezählt. Natürlich kann das Fahrradfahren nicht die einzige Fortbewegungsmöglichkeit sein. Dank der Regionaltickets kann man direkt von der Haustür mit Tram und Regionalbahn ins Umland fahren – CO2-ärmer geht es kaum.

Die Wiwili-Brücke wurde zu einer reinen Fahrradbrücke umgebaut. (Foto: Miriam Smid)

Das nachhaltigste Rathaus Europas

Das 2017 fertig gestellte neue Freiburger Rathaus produziert im Jahr mehr Energie als es verbraucht. Es ist das nachhaltigste Gebäude Europas dieser Größe. Dazu tragen vor allem die Photovoltaikmodule mit einer Größe von 13.000 m2 auf dem Dach und an den Seiten des Gebäudes bei. Auch die Fassade mit einem Mix aus Holz-, Glas und Solarzellenelementen ist europaweit einzigartig. Überschüssig produzierte Energie geht nicht verloren, sondern wird ins Stadtnetz eingespeist. Darüber hinaus wird das Grundwasser mit seinen konstanten zwölf Grad im Sommer zum Kühlen und im Winter zum Heizen des Gebäudes genutzt.

Mitarbeitende kommen morgens entweder mit der Straßenbahn direkt vor dem Gebäude an oder stellen ihr Fahrrad an einem der zahlreichen Fahrradständer ab. Kinder können den angrenzenden Kindergarten besuchen. Durch einen Seiteneingang geht es nach längerer Radanfahrt unbemerkt zu den Duschräumen. Am Arbeitsplatz angekommen, schaut man auf den grün gestalteten Innenhof. Die hauseigene Kantine bietet mittags hauptsächlich regionales und saisonales Essen an.

Photovoltaik-Anlagen schmücken das Rathaus rundherum. (Foto: Miriam Smid)

Freiburg fungiert als Beispiel, wie nachhaltige Initiativen langfristig funktionieren können. Die Dringlichkeit, nachhaltig zu handeln, und die damit verbunden finanziellen Aufwendungen stellen allerdings Herausforderungen dar. Auch deswegen ist es umso wichtiger, noch konsequenter nachhaltige Projekte zu unterstützen, und zwar ab sofort!

Video: erstellt von Maren Petrich, Musik: “All That” von Bensound.com