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Ski fahren – kein Urlaub für die Natur

Die Auswirkungen von Skitourismus auf die Umwelt

Henriette Hoppe, Alexander Karam & Maren Petrich

Trash Tracer – Skifahrer hinterlässt eine Müllspur, ohne dies zu bemerken. (Foto: Alexander Karam)

Schnee wie Puderzucker auf den Bäumen. Die Sitzheizung im Lift und die Wärme der Winterjacke werden mit dem Kitzeln in den Beinen von der letzten Abfahrt zu einem Wohlfühlerlebnis. Ja, ein Skiurlaub im Winter ist wahrlich ein romantischer Genuss. Morgens aus dem Hotel direkt auf die Piste, Mittagessen auf der Alm und am Abend mit den Skiern wieder vor das Hotel. Das Ganze für ein paar Tage und schnell hat man mehrere hundert Pistenkilometer zusammen. Dank der Schneekanonen kann man mittlerweile bis weit in den Frühling hinein Wintersport betreiben. 

Es ist so schön, da mag man direkt wiederkommen, vielleicht gleich im Sommer?  Ein paar Monate später – der Schnee geschmolzen- ist der Blick aus dem gleichen Lift ein anderer: Müllgesäumte Lifttrassen, zahlreiche Baumstümpfe und dieser karge Boden mit dem leblosen Grün, was sich einst Almblumenwiese nannte. Die in der Sonne spiegelnden Bergseen stellen sich als künstlich angelegte Wasserspeicher für die Kunstschneeversorgung im Winter heraus. 

Im Sommer werden Folgen sichtbar

Vom romantischen Landschaftsbild in der kalten Jahreszeit ist so leider nicht mehr viel übrig. Ob das Skifahren in der Intensität noch lange möglich ist, scheint dabei mehr als fraglich. Auch bei einem größeren Blick auf die Thematik spricht einiges dagegen: Allein 70% der österreichischen Pisten haben Kunstschneebedarf. Die Folgen sind fatal: Durch die zahlreichen Speicherseen droht vielen Hängen das Abrutschen und die Bodenerosion, die Lawinengefahr steigt. Der sauerstoffundurchlässige Kunstschnee führt außerdem zum Absterben sensibler Pflanzenarten. Zusammen mit den Baumrodungen für Piste und Lift wird die montane Flora und Fauna nachhaltig beschädigt, gar zerstört. Auch neben der Piste hören die Probleme nicht auf. Besonders Abenteuerlustige suchen ihr Vergnügen abseits und gehen damit das Risiko ein, Wildtiere zu verschrecken.

Ski fahren als Statussymbol

All das spielt bei den meisten Begeisterten keine Rolle. Viele möchten an dem romantischen Wintersportimage festhalten. Dabei ist bei ehrlicher Betrachtung Ski fahren längst dank großer Unternehmen, die die allgemeine Begeisterung genutzt haben, der Sport kommerzialisiert worden. Ausrüstung, Anreise, Unterkunft (am besten das eigene Chalet) und Verpflegung kommen zusammen und machen das Skierlebnis zu einer sehr kostspieligen und emissionsreichen Angelegenheit – für die Natur eine Katastrophe. Dennoch verwundert es kaum, dass sich der Skisport längst als Statussymbol etabliert hat – mit fataler Reichweite. 

China diktiert den Wintersport

So ist in China im Hinblick auf die anstehenden olympischen Winterspiele Ski fahren zum Volkssport diktiert worden. China möchte seinen neuen Reichtum dem Westen präsentieren- ein so teurer und angesehener Sport eignet sich dabei hervorragend – klimapolitische Aspekte werden gerne übersehen. Schließlich heißt das offizielle Ziel “Volksgesundheit dank (Ski-)Sport” – dagegen zu diskutieren wäre töricht. Dass China kein natürliches Skigebiet hat, ist Nebensache. Zwar gibt es die “Braunen Berge”, aber hier fallen jährlich höchstens ein paar Zentimeter Regen als Niederschlag – kein Schnee. Für die weiße Berglandschaft werden nun jene Berge nächtlich von unzähligen Schneekanonen besprüht. Mit Romantik hat das recht wenig zu tun.

Winterurlaub mit gutem Gewissen – trotzdem möglich?

Bei allen Folgen, ob innerhalb oder außerhalb Europas, kann ein kategorisches Skiverbot dennoch nicht die Antwort sein. Für einen umweltbewussten Skiurlaub sollte auf die Anreise mit öffentlichen Verkehrsmitteln geachtet werden. Außerdem kann Ausrüstung ausgeliehen oder langfristig benutzt werden. So wird wenigstens ein Teil der Produktionskosten gespart. Auch die Wahl des Skigebietes ist zentral: Die “Alpine Pearls”, ein Zusammenschluss von 28 Ferienorten, setzen sich beispielsweise für nachhaltigen Skitourismus ein, indem sie regenerative Energien nutzen, auf Pistenpräparierung verzichten und Überfüllung der Skigebiete vermeiden.